Regen­wasser­bewirt­schaftung

Niederschlags­­wasser­bewirtschaftung – ökologisch, wirtschaftlich und nachhaltig

Prinzipiell wird die Niederschlagswasserbewirtschaftung in zwei Bereiche untergliedert.

Die Niederschlagswasser­beseitigung erfolgte lange Zeit durch eine schnelle und undifferenzierte Ableitung der auf den versiegelten Flächen anfallenden Wässer in die Kanalisationsnetze mit den damit verbundenen hohen Investitionskosten für den Bau von Kanälen, Regenrückhaltekanälen und -becken sowie Behandlungsanlagen.

  • Regenwassernutzung
  • Versickerung von nicht schädlich verunreinigten Niederschlagswässern

Zeitgleich wurde die Ausweitung von versiegelten Flächen nicht verhindert, so dass die abzuleitenden Niederschlagswassermengen immer mehr zunahmen.

Zwischenzeitlich erfolgte ein Umdenken, so dass nunmehr die Ziele von Flächenentsiegelung und Zuführung der auf versiegelten Flächen anfallenden Niederschlagswässer in den Untergrund – unter Berücksichtigung des Boden- und Gewässerschutzes – sowie die naturnahe Bewirtschaftung verfolgt werden.

Der Betrieb einer Niederschlagswasserversickerungsanlage bedarf gemäß den §§ 2, 3, 7 und 7a des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz – WHG) sowie der Landeswassergesetze einer Wasserrechtlichen Erlaubnis.

System zur Versickerung von Regenwasser in Siedlungen
System zur Versickerung von Regenwasser in Siedlungen

Gemäß § 4 des Bundesbodenschutzgesetzes (BBodSchG) hat sich „Jeder, der auf den Boden einwirkt, so zu verhalten, dass schädliche Bodenveränderungen nicht hervorgerufen werden“. Demgemäß darf es durch die Versickerung von Niederschlagswässern zu keiner Anreicherung von Belastungsstoffen im Untergrund kommen.

Ablauf zum Bau einer Niederschlags­wasser­versickerungs­anlage

  1. Klärung der Qualität der anfallenden und für die Versickerung vorgesehen Niederschlagswässer
  2. Klärung ob die Versickerungsanlage in einem vorhandenen oder geplanten Wasserschutzgebiet liegt – hier sind die Besonderheiten des Gewässerschutzes sowie die Festlegungen nach der Wasserschutzgebietsverordnung zu berücksichtigen.
  3. Beurteilung der topographischen Verhältnisse (z.B. Hangneigung).
  4. Beurteilung der hydrologischen Verhältnisse auf Grund von Kartenwerken und örtlichen Untergrundaufschlüssen (z.B. Grundwassermessstellen).
  5. Erkundung des Untergrundes zur Klärung folgender Sachverhalte:
    • im hydraulischen Einflussbereich der Versickerungsanlage befinden sich keine Untergrundverunreinigungen (z.B. Altlasten);
    • Mächtigkeit sowie physikalische, chemische und biologisches Leistungsfähigkeit des Sickerungsraums;
    • Grundwasserflurabstand;
    • Durchlässigkeit des Sickerraums mittels Versickerungsversuchen.
  6. Ermittlung des Durchlässigkeitsbeiwertes (Kf-Wert).
  7. Bemessung einer geeigneten Versickerungsanlage.
  8. Erstellung eines hydrologischen Gutachtens mit Darstellung der geplanten Versickerungsanlage sowie einem Wartungsplan.
  9. Erstellung eines Antrags auf wasserrechtliche Erlaubnis zur Beseitigung von Niederschlagswasser bei der zuständigen Fachbehörde.
  10. Erteilung einer wasserrechtlichen Erlaubnis zur Beseitigung von Niederschlagswasser durch die zuständige Fachbehörde.
  11. Detailplanung und Ausschreibung der Versickerungsanlage.
  12. Bau der Versickerungsanlage.
  13. Erstellung eines Antrags auf Befreiung von der sog. Niederschlagswasserabgabe.

Unsere Leistungen

1. Regenwassernutzung
Gerne sind wir Ihnen bei der Auslegung von Regenwassernutzungsanlagen behilflich, doch haben Sie bitte Verständnis, dass wir diese Planungsleistungen nur bei größeren und nicht standartisierten Anlagen (> 5 m³/h) durchführen – beispielsweise auch in Kombination mit Versickerungs- und/oder Grauwasseraufbereitungsanlagen.

2. Versickerung von Niederschlagswässern
Planungen für Niederschlagswasserversickerungsanlagen bieten wir vom Einfamilienhaus über Gewerbe- und Industriekomplexen bis zu Bebauungsplangebieten an.
Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser erfolgen gemäß dem DWA-Regelwerk „Arbeitsblatt DWA-A 138“.

Neben den ökologischen Vorteilen weist die Versickerung von Niederschlagswässern insbesondere auch wirtschaftliche Vorteile auf. Versiegelte Flächen, die in eine „eigene“ Versickerungsanlage entwässern, finden bei der Berechnung der sog. „Niederschlagswasserabgabe“ keine Berücksichtigung – d.h. hierfür fallen keine jährlich wiederkehrenden Gebühren an.

Kombinationen einzelner möglicher Versickerungsanlagen bieten bei großen angeschlossenen Flächen i.d.R. den höchsten wirtschaftlichen Nutzen und lassen sich auch in die repräsentative Gestaltung der Außenanlagen integrieren.

Kombinationen von Versickerungsanlagen mit Regenwassernutzungsanlagen und/oder der Löschwasserbevorratungsanlagen bieten weitere ökologische und wirtschaftliche Vorteile.
Bei intensiv zu bewässernden Außenanlagen kann als weiterer Schritt die Nutzung von aufbereitetem Grauwasser – dessen Anfall ist unabhängig von Niederschlagsereignissen – erfolgen.
Bei dieser Kombination reduzieren sich nicht nur die Gebühren der Niederschlagswasserabgabe, sondern es reduzieren sich auch die Kosten für Frischwasser und die Abwassergebühren.

Arten von Niederschlags­wasser­versickerungs­anlagen

Nach folgend aufgeführten Kriterien lassen sich Niederschlags­wasser­versickerungs­anlagen unterscheiden:

  • zentrale Anlagen,
  • dezentrale Anlagen,
  • Speicherfähigkeit der Anlagen,
  • Flächenbedarf der Anlagen,
  • hydraulische Beschickung der Anlagen.

Die Arten von Niederschlags­­wasser­­versickerungs­­anlagen gliedern sich folgendermaßen auf:

Flächenversickerung
Die Flächenversickerung entspricht weitgehend der natürlichen Versickerung – die Versickerung erfolgt durch den bewachsenen Boden oder durch unbefestigte Flächen. Durchlässig befestige Flächen (z.B. durchlässiges Pflaster, Pflasterungen mit aufgeweiteten Fugen) werden auf Grund ihres Alterungsprozesses (Abnahme der Durchlässigkeit) i.d.R. nicht mehr als Flächenversickerungsanlagen angesehen.

Rigolenversickerungsanlagen
Rigolenversickerungsanlagen bestehen aus einem Graben, der mit Material verfüllt wird, das eine hohe Speicherfähigkeit aufweist (Rigole). Die anfallenden Niederschlagswässer werden oberirdisch eingeleitet, in der Rigole zwischengespeichert und verzögert – entsprechend der Durchlässigkeit des umgebenden Bodens – an den Untergrund abgegeben.

Muldenversickerungsanlagen
Muldenversickerungsanlagen werden i.d.R. gewählt, wenn die Durchlässigkeit des Untergrundes für eine Flächenversickerung nicht ausreicht, die zur Verfügung stehende Versickerungsfläche nicht ausreicht oder eine Passage der belebten Bodenzone als Vorbehandlungstufe für die Versickerung erforderlich ist.

Bei der Muldenversickerung handelt es sich analog der Flächenversickerung um eine Versickerung durch den bewachsenen Boden. Im Gegensatz zur Flächenversickerung erfolgt bei Niederschlagsereignissen ein kurzfristiger Einstau, der 30 cm nicht übersteigen sollte.

Mulden-Rigolen-Versickerungsanlage
Bei einer Mulden-Rigolen-Versickerungsanlage handelt es sich um eine Kombination einer Muldenversickerungsanlage und einer Rigolenversickerungsanlage. Hierbei liegt die Mulde oberhalb der Rigole. Die Niederschlagswässer versickern durch die Mulde in die Rigole, werden dort zwischengespeichert und nachfolgend verzögert an den Untergrund abgegeben.

Mulden-Rohrrigolen-Versickerungsanlage
Bei einer Mulden- Rohrrigolen-Versickerungsanlage handelt es sich um eine Kombination einer Muldenversickerungsanlage und einer Rohrrigolenversickerungsanlage. Hierbei liegt die Mulde oberhalb der Rohrrigole. Die Niederschlagswässer versickern durch die Mulde in die Rohrrigole, werden dort zwischengespeichert und nachfolgend verzögert an den Untergrund abgegeben.

Rohrrigolenversickerungsanlagen
Rohrrigolenversickerungsanlagen sind ähnlich wie Rigolenversickerungsanlagen aufgebaut, nur dass hier zum einen die Rigole nicht bis an die Oberfläche reicht, zum anderen liegt in der Rigole ein perforierter Rohrstrang, der eine gleichmäßige Beschickung der Rigole gewährleistet. Der Rohrrigolenzulauf ist mit einem Revisionsschacht und das Ende des Rohrstranges ist mit einer bis an die Oberfläche reichenden Entlüftung versehen.

Beckenversickerungsanlage
Im Gegensatz zu einer Muldenversickerungsanlage liegt bei der Beckenversicherungsanlage i.d.R. das Verhältnis „angeschlossener undurchlässiger Fläche(n) zu versickerungswirksamer Fläche“ bei > 15 und die Einstauhöhe bei größer 30 cm. Auf Grund der hohen hydraulischen Belastung dieses Anlagentyps sind diverse technische Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Versickerungsleistung zu ergreifen.

Teichversickerungsanlage
Eine Teichversickerungsanlage ist analog einer Beckenversickerungsanlage aufgebaut, nur dass bei diesem Anlagentyp ein Dauereinstaubereich (Teich) durch eine abgedichtete Sohle besteht und die Versickerung ringförmig über die Böschung erfolgt.

Referenzen

Planung der Regenwasseraufbereitung und -entsorgung von Versiegelungsflächen eines Recyclingbetriebes in Leverkusen; Planung und Bemessung geeigneter kombinierter Versickerungsanlagen mit vorgeschalteten Reinigungsstufen und Löschwasserbevorratung.
Auftraggeber: privat
Bearbeitungszeit: 2008 -2009

Planung der Regenwasserentsorgung für Fachmarkt in Dorsten; Bemessung der Versickerungsanlage bei ungünstigen hydrologischen Randbedingungen
Auftraggeber: privat
Bearbeitungszeit: 2007 – 2008

Planung der Regenwasserentsorgung für Bebauungsplangebiete in Dorsten; Bemessung geeigneter Versickerungsanlagen
Auftraggeber: öffentlich
Bearbeitungszeit: 2007 – 2008

Planung der Regenwasseraufbereitung, -nutzung und -entsorgung von Versiegelungsflächen eines Recyclingbetriebes bei geringer Durchlässigkeit des Untergrundes in Aachen; Planung und Bemessung geeigneter kombinierter Versickerungsanlagen mit vorgeschalteten Reinigungsstufen.
Auftraggeber: privat
Bearbeitungszeit: 2007

Planung der Regenwasserentsorgung von Versiegelungsflächen zur Altlastensicherung in Duisburg; Bemessung geeigneter Versickerungsanlagen
Auftraggeber: privat
Bearbeitungszeit: 2005 – 2006

Planung einer Regenwasserentsorgung für eine Gewerbeparkierungsfläche in Leverkusen mittels einer kombinierten Teich-Mulden-Rigolen-Versickerungsanlage
Auftraggeber: privat
Bearbeitungszeit: 2001

Dimensionierung von Versickerungsanlagen für diverse Bauvorhaben im Bundesgebiet (Berlin, Hamburg, Köln, München, Regensburg, etc.) sowie Österreich.
Auftraggeber: privat
Bearbeitungszeit: seit 1994